„Habe mich schon richtig gut eingelebt“

POLITIK Umweltminister Olaf Lies zu Gast in der Wochenblatt-Redaktion – Plaudern über neuen Posten. Der Wechsel vom Wirtschaftsministerium ist ihm leichter gefallen als vorher angenommen. Quelle: Jeversches Wochenblatt vom 29.12.2017, Pia Miranda

Olaf Lies (zweiter von links) saß gestern mit den Redaktionsmitgliedern Jens Schipper (von links), Helena Kreiensiek, Niklas Riebensahm und Pia Miranda zusammen und diskutierte über aktuelle Themen.

JEVER – Jeden Tag um neun Uhr in der Redaktion des Jeverschen Wochenblatts: Motiviert kommen die Redakteure und Volontäre in den Konferenzraum und setzen sich an einen großen Tisch, um die nächste Zeitungsausgabe zu planen. Gestern Morgen wurde diese tägliche Routine durch einen Besucher erfrischend aufgelockert.
Der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies hatte sich angekündigt, um bei einer Tasse Kaffee über seinen Wechsel vom Wirtschafts- ins Umweltministerium zu erzählen. „Es ist ein tolles Haus, und in den ersten Wochen habe ich mich schon richtig gut eingelebt“, erzählte Lies. Das liege vor allem daran, dass er seine neue Aufgabe nicht als einen Wechsel ansehe, sondern als eine Erweiterung. „Die Bereiche sind gar nicht so weit entfernt, wie ich am Anfang gedacht hatte. Alle Baumaßnahmen, die die Wirtschaft ankurbeln sollen, wie zum Beispiel Infrastrukturmaßnahmen, müssen im Umweltministerium abgesegnet werden.“ Somit sei er nun noch näher an den wichtigen Entscheidungen dran. Außerdem geht Lies davon aus, dass ihm seine Erfahrungen in der Wirtschaft in seiner jetzigen Position nützlich sein könnten. „Ich glaube schon, dass man als Fachmensch oft mit Scheuklappen durch die Welt läuft. Bestimmt habe ich auch das eine oder andere Mal in den vergangenen Jahren nur mein Ressort gesehen. Jetzt kenne ich beide Seiten und glaube damit, eine weitere Sicht auf die Dinge haben zu können.“ Aus diesem Grund weist Lies die strikte Trennung von Wirtschaft und Umwelt von sich. Für die Zukunft müsste eine Brücke zwischen den Bereichen geschlagen werden, sodass beide Seiten einen Nutzen daraus gewinnen würden.
Ein Beispiel dafür könnte die Debatte zum Pestizid Glyphosat sein: „Wir wissen, dass dieses chemische Mittel zu einem Artensterben führt, andererseits existiert derzeit keine Alternative,  weswegen ein sofortiges Verbot vielen Bauern schaden würde. Wenn man aber eine Frist von drei Jahren ansetzten würde, hätte die Wirtschaft die Aufgabe und die Zeit, ein neues Mittel zu entwickeln.“ Mit dieser Politik, die sich traue, über die Bereiche hinaus das große Ganze zu erfassen, sei es möglich, intelligentere Wege für die Zukunft zu finden. Glyphosat war neben dem Küstenschutz nur eines der Themen, über die in der Redaktionskonferenz diskutiert wurde.
Zum Schluss gab es noch einen Schlenker zur Bundesebene. „Die Bildung der Bundesregierung ist eine schwierige Situation, die uns zerreißen könnte“, sagte der SPD-Politiker ganz offen. Dennoch hält er weder Neuwahlen noch eine Minderheitsregierung für gute Alternativen.