
(Foto: Thiemo Jentsch)
Die Kolleginnen in den Schleckermärkten der Region haben lange gehofft und gekämpft. Am Ende haben sie das Nachsehen und vor allem in den ländlichen Regionen fehlen die Schlecker Märkte als Angebot für die Kunden. „Was sich an unseren an den niedersächsischen Schlecker-Standorten abspielt, ist ein Drama. Zu den 1.156 Mitarbeiterinnen, die bereits vor einigen Wochen entlassen worden sind, kommen aktuell weitere 1.300 Schlecker-Frauen hinzu. 259 Filialen, davon viele auf dem Land, werden geschlossen“, beschreibt der stv. SPD-Fraktionsvorsitzender im Niedersächsischen Landtag, Olaf Lies, die Situation. Und Lies ist überzeugt, dass dieser Kahlschlag hätte vermieden werden können, wenn sich die FDP nicht so hartherzig gegen die Mitfinanzierung einer Transfergesellschaft gestimmt hätte. „Die immer wieder gehörten Aussagen, die Schlecker-Frauen würden schnell einen neuen Job finden, haben sich nur zu einem Bruchteil bewahrheitet. Von den 1.159 zuerst entlassenen Mitarbeiterinnen haben in Niedersachsen lediglich 290 eine neue Stelle gefunden. Die übrigen Frauen werden entweder von der Arbeitsagentur betreut oder stecken in Maßnahmen.
Anstatt mit der Bürgschaft für die Einrichtung einer Transfergesellschaft den Frauen eine Perspektive zu geben, wurden die Schlecker-Mitarbeiterinnen durch Schwarz-Gelb in Kündigungsschutzklagen getrieben, die eine erfolgreiche Suche nach Investoren zusätzlich erschwert hat. Dabei wäre die Finanzierung im Falle eine Insolvenz abgesichert gewesen. Mehr als 700 Mio. soll der Verkaufserlös der Unternehmensreste betragen. „Das damit auch die Bürgschaft abgesichert gewesen wäre, musste das Niedersächsische Wirtschaftsministerium gestern in einer Unterrichtung vor dem Wirtschaftsausschuss zugebe“, berichtet Lies. „Jetzt haben die Frauen in unserer Region das Nachsehen. Vielen bleibt als letzte Lösung nur ein 400€-Job. Mit dem Ergebnis davon nicht Leben zu können und der Altersarmut entgegen zu laufen.“ Gerade einmal 10% der Schlecker Beschäftigten waren in den sog. 400€-Jobs. Das ist im Einzelhandel die Ausnahme. „Wer glaubt, diese gestandenen Frauen in billige Hilfstätigkeiten und 400-Euro-Jobs abschieben zu können, nur um die Statistik sauber zu halten, wird auf unseren entschiedenen Widerstand treffen.“
Auf Landesebene fordert Lies jetzt einen Runden Tisch, an dem sämtliche Folgen der Schlecker-Pleite angesprochen werden müssen. „Bei diesen Sitzungen muss zwingend die Gewerkschaft ver.di vertreten sein.“ Die Weiterqualifizierung im Bereich der Kinderbetreuung oder der Altenpflege, wie sie vom Bund angedacht worden ist, muss für die ehemaligen Schlecker-Frauen zu vollwertigen Berufen führen. Allerdings sieht auch Lies dabei große Fragezeichen. „Für viele jüngere Kolleginnen mag das eine Alternative sein. Aber man darf die großen Anforderungen in diesem Bereich nicht unterschätzen. Gerade die körperlichen Anforderungen in der Altenpflege sind sehr groß.“ Und am Ende bleibt für die Städte und Gemeinden die entscheidende Frage was aus den leerstehenden Schlecker-Filialen wird. Wie immer, am Ende trägt die Gesellschaft die Last und die Familie Schlecker sieht zu, dass sie gut davon kommt.