
Fotograph: Tobias Wagner

AG60+Einrichtung Frau Vera Skrivanek (5. Von links); Kreisvorsitzender Olaf Lies (ganz rechts)
Pflege und Betreuung älterer Menschen in Friesland ist eines der Schwerpunktthemen, mit denen sich die Sozialdemokraten im Landkreis in diesem Jahr beschäftigen werden. Der Vorstand der Kreispartei hat sich auf Vorschlag der AG60+-Kreisvorsitzenden Renate Mögling jetzt eingehend darüber im AWO-Altenwohnzentrum in Schortens informiert. „Das ist der Beginn von Besuchen und Gesprächen verschiedener Einrichtungen in unserem Landkreis“, so Frieslands SPD-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Olaf Lies. Als Gesprächspartnerin stand den Genossen dabei die Leiterin des Wohnzentrum, Vera Skrivanek zur Verfügung. In Würde älter werden, die Finanzierung der Pflege sichern und Nachwuchs gewinnen waren die drei Hauptthemen des Abends. Zu Beginn haben sich die Vorstandsmitglieder aber zunächst ein Bild vom gelungenen Umbau des Wohnzentrums gemacht. Rund 5,7 Mio. Euro sind in das 1972 erbaute Gebäude investiert worden. Die Anzahl der Pflegeplätze konnte damit auf 96 gesteigert werden. „Das ist für den steigenden Bedarf auch notwendig“, erläutert Frau Skrivanek.
Um aber auch den Anforderungen in der Pflege gerecht zu werden, bedarf es laut Vera Skrivanek einer besseren Finanzierung der Pflege. Die Pflegesätze in Niedersachsen liegen zurzeit rund 20 Prozent unter denen anderer Bundesländer. „Ein 96-Betten-Haus wie in Schortens bekommt jeden Tag pro Platz rund 20 Euro weniger und muss genau die gleichen Bedingungen an Ausstattung vorhalten wie in Nordrhein Westfalen oder Baden Württemberg“, so Lies. Das ergibt pro Jahr rund 600.000 Euro weniger finanzielle Mittel bei gleicher Anforderung. „Wir haben in Niedersachsen eine Zuspitzung der Situation durch die regionale Ermittlung von Pflegesätzen. In keinem anderen westlichen Bundesland haben wir diese Bedingungen. Mit unseren Pflegebeiträgen wird die Qualität in anderen Bundesländern finanziert und diese Landesregierung trägt dafür die politische Verantwortung“, berichtet Lies aus der bundesweiten Debatte. Einrichtungen seinen daher auch sehr vorsichtig in neue Pflegesatzverhandlungen einzutreten. „Sie müssen befürchten, noch weniger als zuvor zu bekommen, weil Einrichtungen geringe Löhne, zum Teil Dumpinglöhne zahlen, und man sich in den Verhandlungen daran orientiert würde.
Dass die Pflegesätze in Niedersachsen über Jahre hinweg nicht auskömmlich sind, beweise die hohe Zahl der Insolvenzen von Altenhilfeeinrichtungen in Niedersachsen. “Alleine in der Region Weser-Ems mussten 21 zum Amtsgericht gehen“, so Lies. Zumindest brauche man jetzt eine Konversionsphase um die seit Jahren aufgewachsenen Unterschiede der Pflegesätze auszugleichen. „Wir dürfen nicht auf Kosten der Beschäftigten und deren Löhnen sparen“, fordert Lies, „dann haben wir in Zukunft kaum Chancen qualifizierte junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern.“ Die SPD fordert in diesem Zusammenhang endlich das Schulgeld komplett abzuschaffen und eine Ausbildungsumlage der Einrichtungen die nicht ausbilden als Kostenbeteiligung. „Bis 2020 haben wir einen Bedarf an 100.000 zusätzlichen Fachkräften in Deutschland“, so Lies. Für die Planung weiterer Pflegeeinrichtungen fordert der Landtagsabgeordnete ein Planungsrecht für die Kommunen. „Wir brauchen eine Bedarfsplanung in den Kommunen, um nicht ein Überangebot zu haben. Immerhin ist Grundlage für die Berechnung der Finanzierung heute eine Auslastung der Einrichtung von 98%, im Durchschnitt werden in Niedersachsen aber nur 87% erreicht“, berichtet Lies aus den Beratungen im Landtag.
„Wir haben aber mit unserem Umbau trotz dieser Schwierigkeiten versucht die Lebensqualität für unsere Bewohner weiter zu verbessern“, erklärt die Leiterin die Beweggründe für den Umbau. Zugunsten einer höheren Wohnqualität und mehr Sicherheit für die Bewohner habe man die Flächen der Pflegezimmer vergrößert und die Bäder behindertengerecht ausgestattet. Aber auch Fenster, Türen, Bodenbeläge und Heizkörper wurden in allen Bereichen erneuert, eine farbliche Neugestaltung sämtlicher Wand- und Deckenflächen vorgenommen und moderne Notrufanlagen in den Zimmern und Bädern installiert. „Wir sind für die Zukunft gerüstet, aber man muss uns jetzt auch die notwendigen Pflegesätze für eine gute Arbeit geben“, so Vera Skrivanek abschließend.